Kulturdrehscheiben in den Regionen
Der Bedarf von regionalen Kulturdrehscheiben wurde über den spezifischen Thementisch hinweg bei allen Regionalkonferenzen unabhängig voneinander intensiv diskutiert und gewünscht. Der Begriff „Kulturbüro" wurde allerdings skeptisch aufgenommen. Es wurde über die Termini „Kulturplattform", „Kulturdrehscheibe", „regionale Kümmerer", „Kultur-Hub" gesprochen. Bislang überzeugt kein Begriff, deshalb wird bis auf Weiteres der Begriff „Kulturdrehscheibe" als Arbeitstitel verwendet.
Die Kulturdrehscheiben dürfen nicht von außen eingesetzt werden, sondern müssen aus dem spezifischen regionalen Kontext etabliert werden, herauswachsen. In mehreren Regionen gibt es dazu bereits Versuche - mehr oder weniger weit gediehen -, die in unterschiedlichen Modellen ausprobiert werden sollen. Es wird empfohlen, diese für eine fünfjährige Testphase zu identifizieren, weiterzuentwickeln und finanziell zu unterstützen. Um diesen Prozess umfassend und respektvoll zu gestalten, wird eine Fokusgruppe Kulturdrehscheiben empfohlen, die regionenübergreifend arbeitet und deren Mitglieder aus den unterschiedlichen Regionen kommen.
„WIR BRAUCHEN REGELMÄSSIGE MODERIERTE VERNETZUNGSTREFFEN BZW. -FORMATE IN DER REGION, UM THEMEN, DIE IN DER REGION BRODELN, ZU BESPRECHEN UND EINEN ZIELGERICHTETEN AUSTAUSCH ZU ERMÖGLICHEN. WIR WÜNSCHEN UNS, DASS AUS DEM NUN GESETZTEN PFLÄNZCHEN EIN BAUM WIRD."
ULI VONBANK-SCHEDLER, KULTURARBEITERIN UND KURATORIN
Moderatorin bei der Regionalkonferenz Obersteiermark West am 16. Mai 2022 im Veranstaltungszentrum Judenburg Thementisch „Kooperativ-operative Strukturen"
Grundlegend
Die regionalen Kulturdrehscheiben sollen soziale Orte der Begegnung sein. Konkrete Anliegen und Wünsche für die Aufgaben der Kulturdrehscheiben sind die Vermittlung zu Publikum, Politik, Tourismus, Wirtschaft, Medien und innerhalb der Kulturfelder. Ein wesentliches Stichwort ist hier erneut „Teilen statt Konkurrenz!". Das gilt für einen Austauschprozess innerhalb der jeweiligen Felder, aber auch zwischen den unterschiedlichen Kulturbereichen. So könnte eine Nutzung der Ressourcen der großen Beteiligungen des Landes für andere Kulturbereiche unkompliziert zugänglich gemacht werden. Diese Verschränkung kann durch kulturpolitische Aufträge an die Beteiligungen spezifiziert werden. Es geht um Anknüpfungspunkte zwischen den volkskulturellen Vereinen, wie auch in Richtung Zusammenarbeit mit der freien Szene, den großen Festivals und den Standorten der Beteiligungen in den Regionen.
Ziel ist das Erreichen gemeinsamer regionaler und internationaler Sichtbarkeit des Kulturbereichs (etwa durch Kulturkalender, Zeitung, Medienberichte etc.). Des Weiteren wurde über geeignete Kulturvermittlung, z.B. durch Mentor:innensysteme, Kulturführungen für genannte Stakeholder:innen, Ausbau und noch stärkere Anbindung der Residencies in den Regionen, diskutiert. Eine nachhaltige Zusammenarbeit mit den lokalen Aktionsgruppen (LAGs) der LEADER-Regionen und Regionalmanagements sowie zwischen Initiativen der freien Szene und volkskulturellen Vereinen sollte gestärkt werden.
Ein großes Thema ist die Verfügbarkeit von Räumen, technischem Equipment sowie (wiederverwertbaren) Materialien. All dies könnte von den Kulturdrehscheiben aus vermittelt werden.
Bei einem der Reflexionstreffen, aber auch in mehreren Gesprächen mit den Diskutant:innen, kamen in diesem Zusammenhang folgende Bedenken auf: Es bedarf der Nachschärfung aller oben angeführter Anliegen auf Sinnhaftigkeit und Machbarkeit. Wünscht man sich die „eierlegende Wollmilchsau"? Ein ähnlicher Versuch, dessen Bedarf aus der Szene kam, wurde mit der „KSG - Kulturservicegesellschaft" vor zwanzig Jahren bereits umgesetzt. Warum wurde sie aufgelöst? Eine schnelle Antwort darauf könnte sein, dass sie nicht aus dem Feld gewachsen ist, sondern als Verwaltungsebene „von oben" eingesetzt wurde und folglich nicht mit dem Feld verbunden war. Hier muss aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt werden.
Aktive Beziehungen zwischen den regionalen Kulturdrehscheiben und zwischen diesen und der Landesverwaltung können für einen produktiven, kreativen Austausch sowie die Entwicklung des Gemeinsamen sorgen und die regionalspezifischen Kompetenzen herausarbeiten und stärken.