Bereichs- und ressortübergreifendes Arbeiten
Bereichsübergreifendes Arbeiten
Die Rückmeldungen zur Vereinigung aller Kunst- und Kulturbereiche in einem Feld und Ressort finden hauptsächlich positive Resonanz. Als wesentlich wird zugleich die Schärfung der unterschiedlichen Bereiche - „Volkskultur", „freie Szene" und „Hochkultur" - und nicht die Auflösung in einem Nebel der Ungenauigkeit genannt. Es muss noch einmal festgehalten werden, dass die Begrifflichkeiten „Volkskultur", „freie Szene" und „Hochkultur" für nicht mehr zeitgemäß gehalten werden, es aber bislang keine Alternativen zu geben scheint, die zufriedenstellend wären. Für „Volkskultur" ist der Begriff „Alltagskultur" ins Spiel gekommen. Ein Sammelbegriff wurde als „allgemeine Kultur" genannt. An neuen Begrifflichkeiten muss gearbeitet werden.
Ein großes Thema war in den Diskussionen zum „Bereichs- und ressortübergreifenden Arbeiten" die grundlegende Unterscheidung zwischen freiwilligem und unfreiwilligem Ehrenamt. Während sich ersteres oft selbstentschieden und positiv als Beitrag zur Gesellschaft und des Gemeinwohls in der „Volkskultur" wiederfindet, ist letzteres meist eine Folge der prekären Arbeitsverhältnisse für im freien Kunst- und Kulturbereich haupterwerbsmäßig Tätige. Freiwilliges Ehrenamt braucht völlig andere Rahmenbedingungen als unfreiwilliges Ehrenamt. Eine vertiefende Betrachtung dieser Verhältnisse muss in der Fokusgruppe „Förderungskultur" getroffen werden, aber auch im Themenkomplex „Regionale Profile". Am immer wiederkehrenden emotionalen Aufflammen der Debatte wird ersichtlich, dass hier sehr viel Klärungsarbeit vonnöten ist. Es geht zentral um die Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit.
Die einen sagen, „Volkskultur" ist die Pflege von regionalen Traditionen, um gesellschaftliche Bräuche des Zusammenlebens lebendig zu halten, wie etwa das gemeinsame Tanzen und Singen. Andere praktizieren „Volkskultur" als Gegenwartskultur/Alltagskultur. Wieder andere sprechen von einer Ambivalenz zwischen Tradition und Zukunft, die einer kritischen Selbstreflexion unterzogen werden sollte. Hier gibt es auch Berührungsängste zwischen den Kulturfeldern, teilweise Vorbehalte. Wichtig ist es, Genauigkeit in der Betrachtung unterschiedlicher Projekte und Initiativen an den Tag zu legen. Was sind die Kriterien? Wer legt sie fest?
Die gleiche Frage stellt sich für die Bereiche der „freien Szene" wie jener der „Hochkultur". Wer beurteilt, was gefördert wird? Hier hakt der Themenkomplex der Förderungskultur ein. Es muss genau diese gewünschte Kulturlandschaft der Zukunft einer Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Formen und Vielfalt diskutiert und definiert werden. Die Fragen müssen von der Fokusgruppe Förderungskultur behandelt und vertieft werden.
Es braucht hier außerdem ein politisches Bekenntnis, mit der Expertise aus dem Feld Grundparameter zu etablieren, die einen zukunftsfähigen Kulturbegriff beschreiben, der stets im Wandel der Zeit überprüft werden darf und muss.
Zur Klärung von Grundfragen scheint wiederum das Format einer „Zukunftswerkstatt" dienlich zu sein. Auch hier gilt: Es darf keine aufgesetzte Debatte von außen, sondern muss eine Erkundung von innen sein.
Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dass Verbindungsachsen zwischen Kunst, Kultur und Handwerk sowie zwischen Kunst, Kultur und Design nicht vergessen werden dürfen - also der gesamte Bereich der angewandten Kunst und Kultur. Zu diesem Bereich kann auch die Baukultur gezählt werden. All diese Vermittlungskontakte zwischen den Bereichen sollten, wie bereits oben beschrieben, in den Kulturdrehscheiben behandelt und kultiviert werden.
„VERNETZUNG BEDEUTET AUCH, FÜR KINDER SCHON IN DER VOLKSSCHULE UND IM KINDERGARTEN BEGEGNUNG MIT KULTUR ZU ERMÖGLICHEN - DAS NOCH UNBEKANNTE SOLL ERLEBBAR GEMACHT WERDEN."
CÄCILIA SPREITZER,
BÜRGERMEISTERIN ST. GEORGEN AM KREISCHBERG
Ressortübergreifendes Arbeiten
Ein sehr großes Diskursfeld hat sich bei nahezu jedem Thementisch und auch bei den Reflexionstreffen im Kontext des ressortübergreifenden Arbeitens aufgetan, vor allem hinsichtlich Musikschulen und ihrer Ansiedlung im Bildungsressort: Eine Neuzuordnung der Zugehörigkeit zum Kulturressort ist zu diskutieren. Es liegt ein breiter Konsens darüber vor, dass das gegenwärtige Bildungssystem dringend erneuert gehört. Diese Einschätzung geht weit über die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur im Bildungssystem hinaus. Sie beschäftigt sich vielmehr mit den Grundlagen unserer Gesellschaft und der Frage „Wie wollen wir sein?".
Angefangen von Erkenntnissen aus der Wissenschaft, dass durch die Vernachlässigung in der Bildung von Körpererfahrung die Feinsensorik verkümmert, wurden viele Notwendigkeiten angeführt, über Musikschulen hinaus an der Konzeption von Kunstschulen zu arbeiten. Es wird empfohlen, eine Fokusgruppe Bereichs- und ressortübergreifendes Arbeiten einzurichten, die sich im Speziellen mit „Kunst/Kulturschulen" befassen könnte.
Grundlegend
Es wird also deutlich, dass es an beinahe jedem Thementisch eine Debatte über Bildung gab. Im Bereich der Musikschulen gibt es sehr viel Erfahrung und Unzufriedenheit über den Status quo. Beinahe bei allen Diskussionen wurde über eine Erweiterung von Musikschulen zu Kunst- bzw. Kulturschulen gesprochen. Ein sehr komplexes Thema ist damit identifiziert, das als ebenso grundlegend wie gestaltend für unser gesellschaftliches Zusammenleben begriffen wird. Es soll möglichst früh eine Sensibilisierung für und eine Heranführung an Kunst und Kultur stattfinden, um möglichst vielen Menschen das Grundrecht auf Kunst und Kultur näherzubringen und die Besonderheit dieses Feldes als Werkzeug für die Persönlichkeitsentwicklung und ein bereicherndes Erleben zu eröffnen. In einem ersten Schritt braucht es dafür ein politisches Commitment, das eine Zusammenarbeit zwischen den Ressorts Kultur und Bildung zum Inhalt hat.